Beim traditionellen Käsvesper der Historischen Bürgerwehr und Trachtengruppe ehrte Kommandant Hans-Joachim Böhm (links) Lambert Hermle (Zweiter von links) und Gerd Laun (Dritter von links) für 50-jährige Zugehörigkeit. Gerd Laun übergab das Amt als Kommandant der Infanterie an Manfred Krümmer (rechts) und wurde zum Ehrenkommandant ernannt.

Stabwechsel bei Bürgerwehr vollzogen

Schwarzwälder Bote |

VS-Villingen. Am ersten Freitag im Dezember steht im Saal des Alten Rathauses alljährlich das traditionelle Käsvesper der Historischen Bürgerwehr mit ihren Abteilungen, zu denen die Miliz, Stadt- und Bürgerwehrmusik und Trachtengruppe gehören, an.

Der Brauch reicht ins Jahr 1812 zurück, in die Zeit der Napoleonischen Kriege. Warum man zusammengekommen ist, daran erinnerte Kommandant Hans-Joachim Böhm, der den Schriftwechsel aus dem Jahr 1812 zwischen Stadt und Bezirksamt verlas. "Habt ihr verstanden, was ich vorgelesen habe", fragte er in die Runde, ob der hochbürokratisch stilisierten Abfassung des Briefes. Nämlich, dass der Rat der Stadt Villingen den Bürgersoldaten zur Aufmunterung und für den treu geleisteten Dienst einmal jährlich eine nahrhafte Belohnung zukommen lässt. Außerdem bekam die Bürgerwehr 30 Gulden pro Jahr, damit sie ihr Pulver trocken und ihre Waffen in Schuss halten kann.

Doch wie sieht es mit dem Geld aus, schauten die Gäste etwas zweifelnd in die Runde. Das sollte eigentlich der Oberbürgermeister Rupert Kubon mitbringen, und der hatte ausrichten lassen, dass er nicht ganz pünktlich kommen kann. Doch kaum hatte Hajo Böhm den Abend eröffnet, eilte ein leicht aus der Puste gekommener, aber glücklicher Schultes doch noch halbwegs pünktlich zur Feier herbei und die Sache mit dem Hiddelisgeld war gerettet.

In den vergangenen 200 Jahren habe sich nicht viel verändert, erklärte der gut gelaunte Oberbürgermeister. Der Bürgerwehr werde immer noch aufgedrängt, sich Uniformen und Ausrüstung auf eigene Kosten zu beschaffen. Auch sei der bürokratische Aufwand auf den Dienstwegen wie damals zwischen Rat und Bezirksamt immer noch beträchtlich. Zudem es sei heute noch für Landesgremien angenehm, Gelder zu genehmigen, die sie selbst nichts kosten. Von Wein- aber nicht einem Käsvesper sei damals die Rede gewesen. Dies könne man als eine Art Inflationsausgleich auffassen. Vernehmbares Gemurmel kam ob dieser gewagten Behauptung im Saal auf.

Kommandant Hans-Joachim Böhm war voll des Lobes über die gelungene Sanierung der Zehntscheuer durch die Historische Narrozunft. Für ihn ebenfalls äußerst erfreulich ist, dass die Sanierung des eigenen Vereinsheims in enormem Tempo vorwärts geht.

Für langjährige Zugehörigkeit zur Historischen Bürgerwehr und Trachtgengruppe ehrte Böhm 27 Mitglieder ehren, mehr als 420 Jahre "gelebte Bürgerwehr", wie er hervorhob. Er vollzog auch offiziell den Stabwechsel in der Bürgerwehr, denn nach 50-jähriger Zugehörigkeit und nach 32 Jahren als Kommandant [Hauptmann, Anm. d. Inet-Red.] gab Major [Hauptmann, Anm. d. Inet-Red.] Gerd Laun das Amt an Hauptmann Manfred Krümmer ab und wurde zum Ehrenkommandanten [Ehrenhauptmann, Anm. d. Inet-Red.] ernannt. Seine Bestellungsurkunde als Hauptmann der Miliz erhielt Hansjörg Fehrenbach, obwohl er das Amt schon fünf Jahre inne hat. "Versäumnisse sind heilbar", so Böhm. Als Gäste des Abends durfte Hans-Joachim Böhm, der auch Landeskommandant der Badisch-Hessischen Bürgerwehren ist, eine Abordnung der Historischen Bürgerwehr von 1715 aus Ettlingen begrüßen.

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