Schön ist's geworden: Über das Buch zum Jubiläum freuen sich Horst Spormann, Norbert Gratmann, Meinrad Kempf (Kulturamt), Bernd Schermann (Orchester-Vorsitzender), Thomas Möwius (Notenwart), Norbert Reismann, Doris Feld, Andreas Dobmeier und Manfred Riegger. Bild: Nack

Sie sind stolz auf die Festschrift

Südkurier |

Schon der griffige Titel macht neugierig: „Pulverdampf und Bläserklang“ heißt die Festschrift zum 200-jährigen Bestehen, das Bürgermilitär und Stadt- und Bürgerwehrmusik im kommenden Jahr feiern. Bei einem Pressegespräch am gestrigen Freitag im Kulturamt stellten die Beteiligten das großformatige, reich bebilderte Werk näher vor.

Villingen-Schwenningen – Der Rückblick auf 200 Jahre „gelebte Bürgerwehrgeschichte und gepflegtes Brauchtum“ ist nicht nur nach Auffassung des Kulturamtsleiters bestens gelungen. Auch die Macher des Werkes, das die Dimensionen bisheriger Jubiläumsschriften qualitativ und quantitativ deutlich sprengt, zeigten sich hoch zufrieden. In gemeinschaftlicher Recherche und Autorenarbeit sei viel Lesenswertes zusammengetragen worden auch optisch sei das Buch sehr ansprechend.

Eine Villinger Bürgermiliz wird bereits anno 1294 erstmals urkundlich erwähnt, wusste Manfred Riegger, Kommandant der Kavallerie. Doch im Lauf der Jahrhunderte wurde sie verboten, lebte inoffiziell in der Fastnacht immer wieder auf und wurde als Bürgermilitär 1810 neu aus der Taufe gehoben. Zugleich wurde eine kleine Kapelle installiert, die zu festlichen Anlässen wie dem Geburtstag des Großherzogs von Baden spielte, weshalb dieses Jahr als gemeinsame Geburtsstunde von Bürgerwehr und Stadtmusik gilt. Die Neuformierung hielt bis 1830, rekapitulierte Horst Spormann, „Historiker“ der Stadt- und Bürgerwehr, dann erhielten die Männer erneut neue Uniformen, die im Wesentlichen bis heute gültig sind. Im Revolutionsjahr 1848 löste der Großherzog die Bürgerwehr auf, die bis dahin in Regie ihres städtischen Kommandanten Polizeiaufgaben erledigte und etwa für die Torwachen zuständig war. 1925 wurde die Kapelle von der Narrozunft neu eingekleidet, wie Auftritte von Militär und Musik bei der Fastnacht überhaupt roter Faden in der gemeinsamen Geschichte sind. 1930 wurde wieder eine Kavallerie initiiert, 1951 die Bürgerinfanterie gegründet.

1889 ist ein Meilenstein in der Geschichte der Stadt- und Bürgerwehrmusik, war vom Fördervereinsvorsitzenden Rolf Greitmann zu erfahren, dann wurde das bislang als Militär- oder Feuerwehrkorps firmierende Orchester vom Gemeinderat als offizielle Stadtmusik definiert: „Seither sind wir eine städtische Institution.“ Bis heute ist das Orchester kein Verein, weshalb der Förderverein gegründet wurde, um die Aufnahme auch passiver Mitglieder zu ermöglichen. Während die diversen Ensembles und Gruppen heute heterogen zusammengesetzt sind, galten früher strenge Aufnahmekriterien und Sitten. Nur Villinger von unbescholtenem Ruf und aus wohl situierten Kreisen wurden aufgenommen, sie mussten sich die teuren Uniformen leisten können und bei der Kavallerie zudem ein Pferd besitzen.

Nach den 1985 reformierten Statuten sei die Stadt für Anschaffung von Instrumenten und Uniformen zuständig, bemerkte Präsidentin Doris Feld: „Aber dieses Wissen hat sich ein wenig verflüchtigt.“ 1977 wurde die erste Frau ins Orchester aufgenommen: Maritta Fuchs, Tochter des langjährigen Schellenbaumträgers, die sich mit der Klarinette in die männlichen Reihen wagte. Dass in der Kavallerie einmal Damen in den Sattel steigen, kann sich Kommandant Riegger freilich nicht vorstellen. Dafür bestehe die Trachtengruppe zu 95 Prozent aus Frauen.

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