Ohne Waffen musste die Villinger Bürgerwehr aufmarschieren. Das Bürgeramt wollte es so. | Bild: Roland Sigwart

Bürgerwehr muss Waffen ablegen

Südkurier |

Traditionsverein wollte in Uniform und mit Vorderlader den neuen Oberbürgermeister begrüßen | Bürgeramt untersagt mit Verweis auf das Waffengesetz das Tragen der ungeladenen Gewehre

Die Bürgerwehr gehört seit Jahrhunderten zu Villingen. Einst bildete sie eine Sicherheits- und Wachtruppe der selbstbewussten Bürgerstadt, heute verkörpert sie die Erinnerung an ihre stolze Geschichte. So war es keine Überraschung, dass der Brauchtumsverein in schmucker Uniform am Sonntagabend auf dem Münsterplatz aufmarschierte, um dem neuen Oberbürgermeister Meldung zu erstatten. Verblüffend war es für viele der geschichtskundigen Zuschauer eher, dass sie dies ohne Gewehr taten.

Doch ihre ohnehin ungeladenen Waffen durften sie auf eine Anordnung des Bürgeramts nicht mit sich führen. Für den Kommandanten, Hans-Joachim Böhm, und den Vorsitzenden des Gesamtvereins, Karl-Heinz Schwert, ist dies eine Posse, die sich nahtlos in das Verhalten der Stadtverwaltung gegenüber der Historischen Bürgerwehr und Trachtengruppe in den vergangenen Jahren einfüge.

"Wir fühlten uns halbnackt"

"Wir haben uns zum Gespött der Leute gemacht", findet Schwert, und das hat einen Grund: Bei der Meldung werden einzelne Kommandos wie "das Gewehr ab" oder "präsentiert das Gewehr" gerufen – nur die Uniformierten hatten nichts in den Händen. Manchem Besucher entlockte die unfreiwillige Komik ein Lächeln, die Brauchtumstruppe zeigte sich aber zutiefst verletzt. "Wir fühlten uns halbnackt", schildert der Vorsitzende die Situation, denn das Gewehr gehöre nun einmal zur Uniform. Geladen wären die Vorderlader nicht gewesen, Salutschüsse waren also nicht geplant und eine Erlaubnis zum Tragen von Waffen in der Öffentlichkeit hatte der Verein ohnehin schon.

So verstand die Vereinsspitze die Ablehnung des Bürgeramts nicht. Die flatterte ihr kurz vor dem zweiten Wahlgang ins Haus und beschied den Verantwortlichen, dass "das Führen von Waffen im Rahmen einer Ehrbekundung zur Neuwahl Ihnen gemäß Paragraph 42 Absatz 1 Waffengesetz untersagt" wird. Begründet wurde die Ablehnung damit, dass die Ehrung des neu gewählten Oberbürgermeisters unter Mitführen von Schusswaffen kein Brauchtum sei. Dies sei eine übliche Tradition, findet Böhm. 50 Euro kostet der Bescheid, den der Verein nicht zahlen will. Doch das Papier wäre nicht notwendig gewesen, erklärt auf Anfrage eine Sprecherin der Stadtverwaltung. Der Verein habe es eingefordert.

Die Mitglieder der Bürgerwehr seien "keine Kriegstreiber und keine Waffenfetischisten", betonen Schwert und Böhm. Ihnen liege das Brauchtum am Herzen, vielen Villingern gefalle dies. Der alte Oberbürgermeister Rupert Kubon (SPD), der sich selbst als Pazifist bezeichnet, konnte mit dieser Gepflogenheit nie warm werden. Weder er noch sein Stellvertreter seien je bei einer der Generalversammlungen gewesen, bedauert Böhm. Unter dem neuen Oberbürgermeister, Jürgen Roth (CDU), dürfte dies anders werden. Am Sonntagabend meinte der zu Böhm gewandt nur: "Wo habt ihr eure Vorderlader? Hättet ihr sie doch mitgebracht."

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