Depesche
Bürgerwehr und Trachtengruppe Villingen
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Ausgabe Nr.2, Jahrgang 2014
Die Uniformen der
Bürgerwehr
Von Jürgen Spormann
I
n dieser Folge wollen wir
uns mit Ungereimtheiten,
bzw. historischen Unkorrek-
theiten der heute getragenen
Uniformen beschäftigen.
Hierzu zunächst die Uni-
formbeschreibung aus den
Statuten für das Jahr 1830 in
der Übertragung durch Kurt
Breithaupt:
Uniform und Armatur der
Infanterie
§ 16
1) Tschako mit Fangschnüren,
Sturmband, Federnbusch und
Kompagniezeichen.
2) Dunkelblauer Rock mit
hellblauem Kragen, Aufschlä-
gen, Pahspole und Revers von
gleicher Farbe mit weißen
Knöpfen.
3) Pantalons von weißem
leinern Tuche
4) gleiche Kamaschen
5) schwarze Halsbinde
Die Offiziere haben die
gewöhnliche Auszeichnung
durch silberne Fangschnüre,
Sturmbänder, Epaulettes oder
Dragons und Houpons, nebst
einem Port d´epée gleichfalls
von Silber mit hellblauer Seide
verwirkt.
Die Unteroffiziere zeichnen
sich durch einfache silberne
Litzen, der Feldwebel durch
doppelte und seidenes Port
d´epée aus.
§ 17 Armatur
1) Gewehr mit Bajonett
2) Säbel mit Patronentasche
an weißem Lederwerk.
Bei der Cavallerie
§ 18 Montour
1) Helm ohne Busch mit
versilbertem Schilde und dem
Buchstaben L als den Nah-
mens Chiffre Sr. Königlichen
Hoheit unseres durchlauchtig-
sten Großherzogs
2) Dunkelblauer Rock mit
hellblauem Kragen und Auf-
schlägen ohne Revers, gelbe
Knöpfe.
3) Weiße hirschlederne Hosen
4) Kanonenstiefel mit eisern-
en Sporren
5) Schwarze Halsbinde
6) Rechts eine halb Gold, halb
gelbseidene Achselschlinge,
links ein Dragon.
Die Offiziere, besonders der
Rittmeister, zeichnen sich
durch Prosperität der Helme,
goldgestickter Litzen am
Rocke, vergoldeter Dragons,
goldene Epaulettes und
silberne Sporren aus, die
Unteroffiziere durch doppelte
Bortenlitzen an dem Kragen
und den Aufschlägen, ferner
durch seidenes Port d´epée
§ 19 Armatur
1) Langer Sabel an einer
weißledernen, vorne mit ei-
nem einfach …....ten meßing-
neen Schloße versehenen
Kuppel.
2) Schwarzlederne Kartousch
am weißen, mit messing-
ner Garnitur beschlagenem
Bandelier
§ 20 Reutzeug
1) Zaum und alles sichtbare
Sattelzeug ganz schwarz
ohne alle Garnitur.
Bey den Rittmeister, Lieuten-
ant und Wachtmeister mögen
sich bestandene Auszeich-
nung ein Zaume erlauben, die
jedoch ordonanzmäßig gelb
sein sollte.
Begriffserklärungen:
Armatur:
Bewaffnung, im
weiteren Sinne auch Ausrüs-
tung, von lateinisch arma –
Waffen, Rüstung, Ausrüstung
Infanterie:
Fußtruppen
Tschako:
zylindrische oder
umgekehrt kegelstumpfför-
mige,
militärische
Kopfbe-
deckung im
neunzehnt-
en Jahrhun-
dert, wie sie
auch von der
Infanterie
des Bürger-
militärs Villingen getragen
wird
Beispiel: Tschako mit Hou-
pon und Sturmbändern des
Tambourmajors des Burger-
militärs Villingen
Pahspole, Paspoile, Paspe-
lierung
: Stoffvorstoß in Form
eines eingenähten Bandes
an den äußeren Rändern
eines Uniformrockes in einer
anderen Farbe als der Grund-
farbe
Pantalons
: lange Hose (im
Gegensatz zu den Culottes)
Kamaschen, Gamaschen
Kleidungsstück, das Teile
des Schuhes und des Beines
bedeckt, je nach Epoche bis
über das Knie, über die Wade
oder nur bis über den Knöchel
getragen
Sturmbänder:
gemeint sind
die Schuppenketten, Kinnrie-
men des Tschakos
Epaulette:
Schulterstück (der
Offiziere)
Dragon:
ursprünglich Achsel-
schlaufe bei den Dragonern
um ein Verrutschen des Kara-
binerbandoliers an den Hals
des Reiters bei schnelleren
Gangarten des Pferdes zu
verhindern
Dragoner:
ursprünglich berit-
tene Infanterie, Vorläufer der
Panzergrenadiere, zum auf-
und abgesessenen Kampf
ausgerüstet sowohl mit
langem Säbel, als auch mit
Gewehr und Bajonett. („Nicht
Mensch nicht Vieh, aufs Pferd
gesetzte Infanterie“), später
zur Kavallerie gezählt
Houpon:
Stutz am Tschako
aus gedrehter Wolle
Port d´epée, Portepee:
Faustriemen am Degen
der Offiziere und Feldwebel
(Unteroffiziere mit Porte-
pee). Wörtlich: Degenträger.
Vor allem bei Reitern war es
sehr ungeschickt, wenn im
Kampf der Degen oder Säbel
zu Boden fiel, weshalb schon
früh ein Faustriemen auch
zum Beispiel das Abfeuern
der Pistolen oder Karabiner
mit gezogenem Degen er-
leichterte. Während
bei der Kavallerie
eine schmucklosere
lederne Variante
auch bei den un-
teren Dienstgraden
blieb, war dies bei
der Infanterie nicht
durchgängig üblich.
Bei den Offizieren
entwickelte sich der
einfache Faustrie-
men in Form des
aufwändig gearbeit-
eten Portepees zum
Standesabzeichen
Beispiel: Degen (franz. Epée)
mit Portepee des Kapell-
meisters im Range eines
Leutnants des Bürgermilitärs
Villingen
Litzen:
hier sind die kolbenför-
migen Garde- oder Kapel-
lenlitzen am Kragen gemeint,
die sich aber auch an den
Ärmelaufschlägen wiederfin-
den. Bei den Gemeinen waren
diese aus Wollborte, bei den
Unteroffizieren aus metall-
durchwirkter Borte und bei
den Offizieren handgestickt
aus
Metallfaden:
In Villingen 1830
Infanterie: weiß, bzw. Silber;
Kavallerie: gelb, bzw. Gold.
Beispiel: Kragen Kavallerie
Cavallerie, Kavallerie:
Berit-
tene Truppen, von italienisch
Cavallo (Pferd)
Kanonenstiefel:
an der Front
das Knie überdeckender Sti-
efel
Beispiel:
Kavallerie
des Bürger-
militärs
Villingen
Kuppel:
Koppel
(Gurt, Gür-
tel)
Kartousch,
Kartusche:
Patronentasche der Kavaller-
ie, sie ist in der Regel weniger
hoch als die der Infanterie