Der Stolz der Stadt
Sucht man nach frühen Zeugnisse der Villinger Tracht so stößt man auf zahlreiche Portraitgemälde von Bürgersfrauen mit Trachtenhaube und vornehmen Gewand, welche sich im Franziskanermuseum und auch im Villinger Privatbesitz befinden.
Zeitlich kann die Entstehung der Tracht in die Zeit des Spät-Rokoko also um 1770 eingegliedert werden. Das spezifische Merkmal der Villinger Tracht ist die Radhaube, welche die Trachtenträgerin auf dem Kopf trägt. Diese Radhaube wird auch heute noch im Bodenseegebiet, Oberschwaben u. Allgäu sowie in Vorarlberg getragen. Dies deutet auf die gemeinsame Zugehörigkeit zum Habsburgerreich, zu dem Villingen fast 500 Jahre gehörte, hin.
Um 1840 wurde die Tracht abgelegt, das heißt sie wurde nicht mehr getragen und verschwand in den Truhen der Bürgerschaft. Aber bereits rund 50 Jahre später erinnerte man sich wieder an die schöne Tracht mit den schwarzen und goldenen Radhauben , als man bei der damals noch jungen Narrozunft nach einer geeigneten Begleiterin für den stolzen Narro suchte. Ebenso entdeckte man die Werbewirksamkeit der Tracht für die aufstrebende Fremdenverkehrsstadt Villingen. Man nannte zukünftig die Trachtenträgerin „Alt-Villingerin“.
Dabei erregen sie besondere Aufmerksamkeit mit ihren schönen dezentfarbigen Trachten und den prächtigen Radhauben und repräsentieren damit die Stadt Villingen hervorragend.
Im Zuge der Trachtenerneuerungsbewegung, die in Villingen bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts einsetzte, wurden wieder vielfach neue Radhauben und die dazugehörende Kleidung mit seidenem Schultertuch angeschafft und somit stieg auch die Zahl der Trachtenträgerinen stetig.
Im Jahr 1926 wurde in Villingen ein Volkstrachtenverein gegründet und in den nächsten Jahren besuchte man viele Trachtenfeste im ganzen badischen Land und auch darüber hinaus.
Zu diesen Festen während des Jahres wurde der Alt-Villingerin ein männlicher Begleiter zur Seite gestellt. Dieser Trachtenträger trug die Kleidung der Zunftmeister um 1760, als Vorlage dienten die Zunfttafeln im Museum.
1949 wurde die Trachtengruppe von Franz Kornwachs neu organisiert und der Bürgerwehr angeschlossen. Von da an bis heute besuchen die Alt-Villingerinen gemeinsam mit den Trachtenträgern und den militärischen Abteilungen der Bürgerwehr Trachtenfeste, Bürgerwehrtreffen und sonstige historische Feste im In- und auch im Ausland. Dabei erregen sie besondere Aufmerksamkeit mit ihren schönen dezentfarbigen Trachten und den prächtigen Radhauben und repräsentieren damit die Stadt Villingen hervorragend.